 
								Steigende Mieten – Marktversagen? Staatsversagen? Oder sogar beides?
 Dr. Jan-Marco Luczak, Maren Kern, Klaus Mindrup (SPD), Rouzbeh Taheri, Michael Zahn, Dr. Rainer Hank. (C) Greenberg Traurig
Dr. Jan-Marco Luczak, Maren Kern, Klaus Mindrup (SPD), Rouzbeh Taheri, Michael Zahn, Dr. Rainer Hank. (C) Greenberg TraurigStaat statt Markt?
  
  Auf die Einstiegsfrage, warum die Preise am Wohnungsmarkt steigen und  ob es sich dabei um Marktversagen und oder Staatsversagen handele,  erklärte der Landesgruppenchef der Berliner Bundestagsabgeordneten Dr.  Jan-Marco Luczak: „Der Anstieg der Mieten ist ein zweischneidiges  Schwert. Die steigenden Mieten sind teils Ausdruck eines Markt- und  teils Ausdruck eines Staatsversagens.“ Luczak erläuterte, dass die  Nachfrage derzeit größer als das Angebot sei. Dies sei einerseits darauf  zurückzuführen, dass jahrzehntelang zu wenig Wohnraum geschaffen wurde.  Zum anderen hätte der Berliner Senat vor knapp 15 Jahren eine sehr  kurzfristige politische Brille aufgehabt, als er große Wohnungsbestände  verkaufte. Die damalige Berliner Regierung sei dem Irrglauben unterlegen  gewesen, dass Berlin kein Problem mit steigenden Mieten habe. Unter der  falschen Annahme eines großen Leerstandes haben die Verantwortlichen  gedacht, dass man schnellstmöglich viel verkaufen müsse. So wurden die  Weichen in eine völlig falsche Richtung gestellt. Auch Rot-Rot-Grün habe  aktuell diese Fehlentwicklung total verschlafen und sich nicht  ausreichend um den Neubau von Wohnraum gekümmert.
Zu der Frage wie sich die Parteien der Großen Koalition zu dem Thema einer Verstaatlichung konkret positionieren, blieb Klaus Mindrup, Bundestagsabgeordneter der SPD, zuständig für Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee, zunächst vage: „Der Meinungsfindungsprozess bei der Berliner SPD ist noch nicht abgeschlossen.“ Einer möglichen Enteignung erteilte er eine klare Absage. „Die ganze Enteignungsdebatte hilft niemanden weiter. Vor allem aber löst es keine Probleme“, so Mindrup. Man brauche stattdessen bessere Mietgesetze und einen vernünftigen Umgang miteinander.
Klarer äußerte sich hingegen Dr. Jan-Marco Luczak, direkt gewählter Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg. „Die Eigentumsgarantie gehört zu den fundamentalen Säulen unserer Rechtsordnung. Sie sägen an den Grundfesten unserer Gesellschaft“. Die Enteigungsinitiative schüre Ängste bei den Menschen und sei eine reine Klientelpolitik.
Berlin benötigt keine verkappte Systemdebatte
  
  Die hitzige Diskussion war von polarisierenden Standpunkten  gekennzeichnet. Auf die Frage, was denn die Stadt davon habe, wenn sie  Beträge von rund 36 Milliarden Euro für die Enteignung der  Wohnungsunternehmen ausgebe, antwortete der Sprecher der Initiative  „Deutsche Wohnen & Co enteignen“: „Eine halbe Million Menschen kann  dann besser schlafen.“ Bereits der Impulsvortrag von Dr. Christian  Schede von Greenberg Traurig skizzierte zwei mögliche Wege in der  aktuellen Debatte: „Konzertierte Aktion für Neubau oder Rückkehr zum  Sozialismus?“ Schede machte deutlich, dass Berlin keine verkappte  Systemdebatte benötige. Im historischen Kontext sei es zwar eine  interessante Debatte, aber sie lenke nur von vorhanden Lösungskonzepten  ab und führe die Menschen in die Irre.
Am Ende der Diskussion waren sich vier von fünf Podiumsgästen einig. Durch Ideologie und Populismus wird das Problem der Wohnraumknappheit und der Mietpreissteigerungen nicht gelöst. Der Berliner Senat sollte sich vielmehr in rechtlich zulässiger und der Sache nach auf wohnungswirtschaftliche wirksame Maßnahmen und Gesetzesinitiativen konzentrieren, anstatt Milliardenbeträge von Steuergeldern in möglichen jahrelangen Gerichtsverfahren und Schwebezuständen zu investieren.
Der Berichterstatter für Mietrecht der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Dr. Jan-Marco Luczak warnte zudem vor einer Wohnungsbau-Blockade: „Investoren werden durch diesen Schwebezustand gebremst und sind gezwungen abzuwarten. Wir verlieren viel wertvolle Zeit, um die Probleme anzugehen."