Das Erfolgskonzept der Friedrich-Bergius-Schule wird hoffentlich anhalten.
2018 machte es uns fassungslos: Die Friedrich-Bergius-Schule (FBS) in Friedenau fiel bei der Inspektion krachend durch und sollte, als Schule mit einem „besonderen Entwicklungsbedarf“, fortan massiv unterstützt werden. In Kritik gerieten laut des Inspektionsberichts u. a. der Frontalunterricht, ein falscher Personaleinsatz und eine zu straffe Schulorganisation. Selbst eine mangelnde Schülermitsprache wurde angeprangert.
Doch was bedeutet es eigentlich, besser zu werden? „Scheinbar geht es der Schulbehörde nur darum, andere Unterrichtsmethoden zu entwickeln und ihr Personal anders einzusetzen“, kritisiert Christian Zander, schulpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung.
„Die Definition, wann eine Schule gut oder schlecht ist, kann doch nicht danach beurteilt werden, ob sie einen Unterricht abhält, dessen Methodik in das politische Weltbild der regierenden Parteien passt. Vielmehr muss man sich auf Leistungsentwicklungen einstellen, also beurteilen, ob unsere Kinder auf ihr Berufsleben gut vorbereitet werden“ so Zander.
Und tatsächlich existieren messbare Kriterien, die durch die Schulbehörde selbst publiziert wurden und somit auch klare Fakten zur FBS darlegen. Die Bilanz des Schulleiters Michael Rudolph kann sich sehen lassen und dürfte für eine Integrierte Sekundarschule (IS) in Berlin, die keine eigene Oberstufe hat, einmalig sein.
Die Friedrich-Bergius-Schule hatte in diesem Jahrzehnt immer mehr Anmeldungen als zur Verfügung stehende Plätze. Damit ist sie die einzige ihrer Art, die übernachgefragt ist. Ein klares Zeichen, dass das Schulkonzept von Eltern und Schülern wertgeschätzt wird. Auch sind Flure und Klassen, anders als an vielen anderen Schulen, bei der FBS sauber und auch die Toilettenbereiche sind gepflegt – offenbar ein klares Zeichen für eine engagierte Leitung und Hausmeisterei.
CDU-Experte Christian Zander weist aber auch auf andere, elementare Dinge hin: „Die Schulleitung sorgt durch strukturierten Personaleinsatz dafür, dass es nur sehr geringfügigen Unterrichtsausfall gibt, zudem sind die Abschlüsse im Bereich des MSA überdurchschnittlich gut, erst Recht im Vergleich mit Schulen mit ähnlicher Schülerstruktur“, sagt Zander.
Das Gesamtpaket hat scheinbar auch Auswirkungen auf ein positives Schülerverhalten. So gibt es bei der Friedrich-Bergius-Schule praktisch keine Schulschwänzer – die Quote bei den unentschuldigt ferngebliebenen liegt bei nur 0,4 Prozent. „Doch der Durchschnittswert bei den Integrierten Sekundarschulen beträgt 2,9 Prozent. Zudem wird auf Pünktlichkeit geachtet, was grundsätzlich problemlos umgesetzt wird“, sagt Zander.
Entsetzt ist die CDU aber jetzt vor allem wegen des Umgangs mit Michael Rudolph. Der noch 64-jährige Schulleiter wollte, gerade zuzeiten, in denen der Senat pensionierte Lehrkräfte auf Freiwilligenbasis in die Schulen zurückruft, seine Dienstzeit über die gesetzliche Altersgrenze hinaus verlängern lassen. Doch statt den erfolgreichen Beamtem im Schuldienst zu halten, lehnte Bildungssenatorin Sandra Scheeres die Verlängerung ab.
„Herr Rudolph hat die FBS, die sogar über ein eigenes Museum verfügt, zu einem Erfolgsmodell gemacht, welches auch internationale Anerkennung genießt. Regelmäßig reisen Delegationen nach Berlin, nur um sich in Friedenau ein Bild vom Lernkonzept zu machen. Diese Fehlentscheidung in Zeiten des Lehrermangels zeigt deutlich, wie sehr Frau Scheeres ideologisch bemüht ist, einen kritischen, aber erfolgreichen Schulleiter abzuschieben. Freuen wir uns auf die künftigen Chill-Areas in Neubauschulen“, sagt der CDU-Experte.
Das Erfolgskonzept der Friedrich-Bergius-Schule wird hoffentlich anhalten. Für dessen Initiator, für den sich Eltern und Schüler gleichermaßen einsetzten, wird mit den Sommerferien Schluss sein. Bei dem beliebten Schulleiter besteht nach Auffassung der Senatsbildungsverwaltung „kein dienstliches Interesse an einer Weiterbeschäftigung“.